Die Mahnung wird in die Öffentlichkeit verrückt. Auf dem Marktplatz wird der Grundriss der Synagoge mit Farbe aufgemalt. Auf der ausgewiesenen Fläche werden 67 leere Stühle verteilt, die den ursprünglichen 67 jüdischen Mitbürgern gewidmet sind. Die Stühle sind höher als übliche Stühle. Wenn man sich darauf setzt, verliert man den Boden unter den Füßen. Sie sind aus dünnwandiger Bronze, sodass sie verrückt werden können. Im Laufe der Zeit wird sich die Grundrisszeichnung verwaschen, die Stühle werden von der Bevölkerung benutzt werden, sich vereinzeln und über die gesamte Stadt zerstreuen. So wird jeder einzelne Stuhl zu einem Stolperstein innerhalb des Alltags. Auf dem Synagogengrundstück selbst bleibt der Umriss der Synagoge zurück. Das vorhandene Wegerecht wird durch einen Gitterrost als Überlagerung der Vergangenheit mit der Gegenwart sinnfällig gemacht.
Ideenwettbewerb Synagogengrundstück Lemgo | Ankauf | 1986